20.8.08

Introitus

Alles war Lüge.
Und wisst Ihr Was das Schlimmste ist?
ES GIBT KEINE WAHRHEIT.
Nur Einsamkeit ist Freiheit.
Der Rest: menschliche Misere.

1- Du weisst nicht

Du weisst nicht, vielleicht weisst Du nicht was es hinter der bezaubernden Maske der Worte steckt.

Vielleicht fliesst unter der Haut ein ruhiger Fluss.
Vielleicht eine Glut, die die Innereien verbrennt.

Du weisst nicht, vielleicht weisst Du nicht wer ich bin, wer Du bist, wen wir sein können…:

Kaum der Schatten eines Traumes der es versucht, ein Lachen zu werden. Kaum der Schatten eines Gedichtes, dass vor langer Zeit geschrieben wurde, und das Niemandem gewidmet war…

Du weisst nicht, ich weisst nicht, wir wissen nicht was sie bedeutet, diese Unmenge blendender Wonnen und Gemeinsamkeiten.

Die Seelen können zerschmelzen, und viel eher als die Leiber sich aufgelöst haben und, sowieso, nichts hätte uns ersparen können das leidenschaftliche Entflammen der Lippen und der Finger, die süsse Glut der Säfte, die entfliehen, die unvermeidbare Orgie des verrückt gewordenen Fleisches, ständig sanft und willig…

Du weisst nicht, vielleicht weisst Du nicht, ich weiss es auch nicht, und wir werden es nie wissen, warum das Universum so inmens ist, und unsere Schritte so winzig…

Schiffbrüchige, die es nicht verstehen können, dass es morgen schon zu spät ist, und das heute, unvermeidlich, Sonne und Mond sich vereinen, um uns ein Auge zu zwinkern…

In jedem Augenblick kann die höchte Stunde schlagen. Nichts ist weder möglich noch beständig, wenn die Götter davon Abstand nehmen (eines Tages werde ich Dir erzählen welche es diese Götter sind, an die ich glaube)

Du weisst es nicht, ich auch nicht, wir werden es auch nie wissen ob letzten Endes alles nicht eine fata morgana ist, die in der Abendstunde unvermeidlich verschwinden wird.

Die Herzen sind Gruben, mit Unbekanten verstopft.
Herzen wissen nichts.

2- Wir fahren nach Lisabon

Wir fahren nach Lisabon.
Auf die Strassenbahn 28 werden wir steigen.
Durch die steilen Strassen der Alfama werden wir wandeln.
Den Tejo entlang werden wir laufen, bis zum Betlehem Turm.
Vor dem Denkmal von Pessoa werden wir stehen bleiben.
In “A Brasileira” werden wir Kaffee trinken.
Im Faia werden wir fados anhören.
Vom Burgschauplatz aus werden wir.
den Sonnenuntergang betrachten.
Wenn die Nacht dunkler wird,
werden wir uns verlaufen.

Von allen Seiten werde ich Dich ficken.
Neue Löcher werde ich bei Dir bohren.
Schluckweise wirst Du meinen Samen trinken.
An den geheimsten Stellen werde ich Spuren lassen.
Die letzten Krümmel Deiner Seele werde ich schlürfen.

Lieben werden wir uns verrückterweise,
unverständlicheweise,
unwiederruflicherweise,
Die Liebe wird sich über unsere Orgie wundern.
Wir werden die ewigsten Verse schreiben.

Wir fahren nach Lisabon.
und kehren nie wieder
züruck.

3- Sterben

Durch Deine Augen habe ich das wütende Meer gesehen.
Die Nacht hat mir den Geschmack von geheimen Tränen gebracht.
Was willst Du dass wir tun, wenn die Worte walten?
Warum entfliehen wir die wundervollen Abgründe?

Die Liebe ist Zittern, Unruhe, Schlaflosigkeit…
Die Nacht, voller Schatten, überschwemmt mein Herz.

Es ist weder Blut, noch Tau, noch Honig, noch Wein…
Kein Begriff ist’s, den wir verstehen können.

Unverständlicherweise schlafe ich auf den Strand ein,
den ich an Deinen Brüsten knete…

Die Liebe ist eine zarte Form des Sterbens.
Wo möchtest Du hin, dass wir zusammen sterben

4- Sie

Sie war zu vollkommen. Lippen-Blütenblätter rot wie die Mohn. Knospen-Finger. Brustwarzen-Schokoladebonbons. Weisse Haut: Sand aus irgend einem öden Strand aus den südlichen Seen.

Sie war zu vollkommen. Sie kam ohne Anmeldung an einem Herbstabend. Die halbgeöffnete Tür. Sie schlich sich auf Zehenspitzen bis zur Mitte meines Herzens. Rosiger Blick eines sommerlichen Morgengrauens. Melancholie. Abwesenheit.

Sie war zu vollkommen. Ich wünschte Sie mir ewig. Sie wollte alles. Worte. Nur worte. Ich träume noch an sie. Ich sehne mich nach allen Stunden, die wir nicht zusammen waren.

Sie war zu vollkommen. Ich wollte sie nicht verlieren. Worte. Nur Worte… Und diese vage Sehnsucht, wie eine Nacht ohne Sterne. Rote Blütenblätter einer Mohn. Dezember Vollmond.

5- Vielleicht

Vielleicht ein anderes fallendes Blatt, ein anderes Gedicht, ein anderer Fluss…
Vielleicht die ätherische Entfernung, die mich zum Flüchtling macht…
Vielleicht, im Gegenlicht, das Glänzen Deines Lächelns…
Vielleicht, unerkennlich, unsere verletzte Herzschläge…

Verletzt, verletzt, verletzt…
Seelig, seelig, seelig…

Vielleicht die Wut, der verlorenen Einsamkeit…
Vielleicht die Ergebung des Stoltzes und der Freiheit…
Vielleicht zu wissen, dass die Hoffnung quillt…
Vielleicht zu fühlen, dass sie wieder sprühen wird…

Sprühen, sprühen, sprühen…
Seelig, seelig, seelig…

Vielleicht formlos, ohne Reim, ohne Ende…
Diese unerklärliche Freude, gebastelt aus unendlichen Worten…

6- Nur wenn es sein muss

Wenn es sein muss werde ich als Gefangener in den tiefsten Kerker stecken…
Wenn es sein muss werde ich durch schrecklichste Ozeane segeln…
Wenn es sein muss, werde ich amazonische Dschungel durchqueren…
Wenn es sein muss, werde ich die höchsten Gipfel erklimmen…

Nur wenn es sein muss, und Du mich darum bittest.

Suche mich nachts in Deinem Bett,

Denn nichts kann diesen Zauber zerstören…
Denn die Welt ist fur uns zu klein geworden…

Nur wenn es sein muss und ich Dich darum bitte:
Sage mir nie, dass Du mich liebst.

7- Der Regen fällt

Der Regen fällt und erweicht die Hügel mit einer vagen Sänfte.
Ich konnte nicht, ich schaffte es nicht, oder ich wagte es nicht die minimale Entfernung zu brechen, die Schauen und Streicheln trennte…
Der fallende Regen macht uns verletzbar.
Wir sind Sand vor den Wellen.
Alles war intensiv. Verlorene Schweigen.
Der Regen hat uns einen neuen Horizont gebracht…
Der Strand nimmt uns auf. Wir werden zu Helden.
Sage nicht, dass diese nicht zu haltende, wundervolle Wucht
bloss irgend etwas war.
Der fallende Regen verschlingt alle Wölfe.
Versteck Dich unter den Leintüchern. Die Nacht wird an die Tür klopfen.
Träume dass ich im Schatten stecke, der Deine Ruhe umhüllt.